This post will be essentially in German as it deals with some German language idiosyncrasies. Although I have the strong and irrefutable impression, that we do have this cognitive dissonance in the English language universe as well I would like to leave it to a more competent person to comment on the confusing use of the word competence.
Die junge Disziplin des Identity- & Access Managements (IAM) bringt Welten zusammen. Nein, ich will nicht schon wieder auf dem Punkt hinaus, dass diese häufig der IT zugeschobene Aufgabe rein organisatorischen Charakter hat. Organisation und Personal allerdings lebten bisher offensichtlich ebenfalls in verschiedenen Welten. Erkennbar wird das an der Kompetenz.
Ich habe mich – bevor ich mich daran gemacht hatte, diese Zeilen zu schreiben - gefragt, ob ich kompetent genug bin, über die Kompetenz und ihre schillernde und verwirrende Verwendung in Unternehmen zu schreiben. Aber wenn es niemand sonst tut, will ich mich gerne opfern.
Habt Ihr schon einmal Stelleanzeigen gelesen? Sicher nur aus Versehen und nebenbei. Denn ein wirklicher Crack lässt sich ansprechen und sucht nicht in formelhaft gestalteten Angeboten. Da ist dann, wenn Techniker gesucht werden, immer wieder die Rede davon, dass sie bitte schön auch die nötige „Sozialkompetenz“ mitbringen mögen. Das will uns sagen, dass sie die Fähigkeit haben sollen, dem Gegner ins Auge zu sehen und mit ihm eine mehr oder weniger zivilisierte Debatte führen zu können. Darüber dürfen dann aber andere Kompetenzen nicht zu kurz kommen, etwa die vorausgesetzte Basiskompetenz, die Fachkompetenz, formale, hierarchische und soziokulturelle Kompetenzen.
Ganz anders die Orgs (nein nicht Orks!), der Personenkreis also, der sich mit der Organisation von Unternehmen befasst – so es ihn denn wirklich gibt: Hier meint Kompetenz die mit einer bestimmten Stelle verbundenen Berechtigungen und Pflichten. „Haben sie überhaupt die Kompetenz, einen Bürodrucker zu bestellen?“ oder „Da hat der Kollege Meier seinen Kompetenzrahmen mal wieder voll aus geschöpft!“.
Während Personal also vom Können spricht, reden die Orgs vom Dürfen – und beide verwenden dabei ein- und dasselbe Wort. Wie ist das eigentlich in der übrigen Welt – da draußen jenseits der Büromauern? Befragen wir doch einmal die Weisheit der Massen: Wikipedia sagt uns: „Kompetenz (lateinisch competere: zusammentreffen, ausreichen, zu etwas fähig sein) steht für:
• Fähigkeit, Handlungskompetenz (beruflich)
• Fähigkeiten und Fertigkeiten allgemein (Psychologie),
• Fähigkeiten und Fertigkeiten (Pädagogik)
• Sprachwissen im Gegensatz zum Sprachkönnen (Sprachwissenschaft),
• Fähigkeit von Zellen, außerhalb der Zelle vorliegende DNA aufzunehmen (Mikrobiologie),
• die mit einer bestimmten Stelle verbundenen Berechtigungen und Pflichten (Organisation),
• Zuständigkeit von Behörden oder Gerichten (Verwaltung)
Alle sind sich einig – nur Organisation und Verwaltung fallen aus dem Rahmen. Und das soll gut gehen? Na ja bisher konnte man einander ja fein aus dem Weg gehen. Aber IAM lässt nun wieder zusammen wachsen, was zusammen gehört. Personal und Organisation müssen erstmalig miteinander reden und sich sogar auf eine gemeinsame Sprachregelung einigen.
Und hier kommt es zum clash of cultures. Wir kennen doch den alten Konflikt um Rollen und Berechtigungen. Da gibt es das Lager das meint, eine direkte Berechtigungsvergabe an Personen sei out. Erst müsse man die Rolle definieren, die sie im organisatorischen Ablauf innehat. Die Rolle drückt aus, was sie zu tun hat und muss folglich mit den notwendigen Rechten ausgestattet sein. Dann muss man dem Individuum – am besten im Anstellungsvertrag – nur noch die Rolle zuweisen und alles ist paletti.
Das war gut gemeint – aber nur die halbe Wahrheit. Neben der (fachlichen) Rolle bestimmen noch weitere Dimensionen (durchaus orthogonal zu verstehen) die Zuweisung von Rechten: Region, Nation, Organisationseinheit, Vertragsart, Mandat und ggf. Weitere. Das sind alles Beschränkungen (constraints), die die über die Rolle vergebenen Berechtigungen weiter einschränken. Und hier kommt dann auch jene ominöse Kompetenz ins Spiel.
Was ist damit gemeint? Stellt Euch vor, ein Kreditsachbearbeiter, hat das Mandat Kredite bis zur Höhe von 500.000 Euro zu vergeben. Bis zu einer Höhe von 2 Mio. darf es sein Chef, weil der die ganze Kreditabteilung leitet und darüber muss der Gesamtvorstand entscheiden. Das ist nicht unrealistisch – so etwas gibt es. Und dieser Verfügungsrahmen wird dann mit Kompetenz bezeichnet.
Wenn wir nun die Skills der Rolle Kreditsachbearbeiter definieren wollen und für ihn eine gewisse Fachkompetenz vorschreiben, damit die Personalabteilung die Stelle richtig ausschreiben und besetzen kann – dann haben wir den Salat.
Kompetenz ist also ein ganz blödes Wort – zumindest eine höchst unglückliche Wahl.
Was aber dann dafür nehmen? Schließlich gehören treffende Bezeichnungen zur Kernkompetenz eines Modellierers. Also ich bin für Mandat, oder doch Befugnis? – Was meint Ihr?